Hintergrund: Treffen am Hirschgrund 1933 | SäZ-Artikel zur PM
Zwischen 5. und 15. Dezember 2017 stahlen Unbekannte eine Gedenkplakette für den antifaschistischen Widerstand der Vereinigten Kletterabteilungen am Taleingang des Hirschgrundes zwischen Wehlen und Rathen. Die Gedenkplatte war 1968 aufgestellt worden. Der Gewerkschaftskletterclub Schwarz-Rote Bergsteiger_innen (SRB) bemüht sich nun um Ersatz. Die Entfernung und Beschädigung solcher Gedenkorte ist im Kreis leider keine Seltenheit.
Die entwendete Gedenkplatte mit der Aufschrift: „Hier fand im April 1933 eine illegale Zusammenkunft der Genossen der VKA mit bereits in der Illegalität lebenden Genossen statt.“ war 1968 von der FDJ aufgestellt worden. Hintergrund war ein Treffen meist kommunistischer Bergsteiger_innen der Vereinigten Kletterabteilungen am Gipfel Hirschgrundkegel. Hier war u. a. die Rettung bedrohter Menschen und der Schmuggel antifaschistischer Literatur über die Grenze geplant worden. 2009 war die gesprungene Platte durch einen benachbarten Kletterclub noch repariert worden. Die SRB und Gewerkschaftsmitglieder der FAU fertigen aktuell einen Ersatzstein.
Das Verschwinden von Gedenkzeichen, die an die Opfer des Nationalsozialismus und den antifaschistischen Widerstand erinnern ist in dem Landkreis SOE mit seiner Vielzahl rechtsradikaler Strukturen, Läden und Treffpunkte leider keine Seltenheit. Als Beispiele können hier Gedenkplatten im Steinbruch Heeselicht (an die KZ-Gefangenen aus Hohnstein) oder die Gedenkplatte am Satanskopf (an den Versuch, eine kommunistische Druckwerkstatt einzurichten) genannt werden. Selbst Gedenktafeln an den Todesmarsch aus dem KZ Schwarzheide bei Hinterhermsdorf wurden immer wieder beschädigt.¹
Gleichzeitig sind aber viele Gedenkzeichen aus der DDR fehlerhaft und entsprechen nicht dem heutigen Kenntnisstand, wie das Denkmal an die KZ-Gefangenen in Königstein. An vielen Orten grausamer Verbrechen erinnerte nie etwas an die Bedeutung des Ortes, wie z.B. im ehemaligen KZ-Außenlager Schwalbe III im Polenztal.² Marina Wagner, Mitglied der SRB dazu: “Es wäre wünschenswert, dass ein Umdenken stattfindet und Gemeinden sich aktiv mit Forscher_innen beraten um neue Gedenkzeichen zu schaffen. Gleichzeitig sollte der Entfernung von Gedenkzeichen durch mutmaßlich rechte Akteur_innen mit ausnahmslosem Ersatz und Aufklärung begegnet werden.”
¹ www.sz-online.de/nachrichten/stadt-sebn…
² Eine sehr unvollständige Übersicht über Verfolgung und Widerstand, die jährlich erweitert wird, bietet das Projekt Gedenkplätze, welches vom AKuBiZ e.V. Pirna und den SRB gemeinsam gepflegt wird. https://gedenkplaetze.info/